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Hirse
Der Name Hirse ist ein Sammelbegriff für verschiedene,
einjährige Getreidesorten, die botanisch zu den Süßgräsern gehören. Die Hirsesorten
unter- scheiden sich in ihren Wachstumsformen, Eigenschaften und in ihrer Verbreitung zum
Teil erheblich. Allen Sorten gemeinsam sind aber die kleinen, runden, goldgelben bis rot
und braun aussehenden Samen.
Die Hauptformen sind:
Die Rispenhirse (Panicum miliaceum)
Die Kolbenhirse (Sateria italica)
Die Negerhirse (Pennisetum americanum)
Die Sorghumhirse (Andropogon sorghum)
Die Hirse ist wahrscheinlich das
älteste von Menschen kultivierte Getreide. Man nimmt an, daß ihre ursprüngliche Heimat
sowohl Ostasien als auch Afrika ist. Schon bei den Babyloniern und den Etruskern gehörte
die Hirse zu den Grundnahrungsmitteln. Im Darm von altägyptischen Leichen, die ca. 4000
Jahre v. Chr. beigesetzt worden waren, fand man Speisereste von Hirsesorten, wie sie auch
heute noch von den Fellachen gegessen werden. Wie aus sehr alten Aufzeichnungen der
Chinesen hervorgeht, war die Hirse auch den Chinesen schon 3000 v. Chr. bekannt. Für fast
alle Völker im indogermanischen Raum gehörte die Hirse zu den Grundnahrungsmitteln. Weil
die Hirse eine sehr kurze Vegetationszeit hat und nicht tief in den Boden eindringt, eine
tiefe Bearbeitung des Bodens war deshalb nicht notwendig, war sie auch bei den Nomaden
eine bevorzugte Pflanze. Auch heute noch ist sie bei den nomadisierenden Kirgisen und
Mongolen neben Buchweizen die Hauptnahrung.
Im Mittelalter hatte die Hirse auch in Deutschland eine sehr große Bedeutung. Im
19. Jahrhundert wurde sie aber dann von der Kartoffel, aber auch vom Mais und dem Reis
verdrängt.
Hirse ist wie Hafer, Gerste und Dinkel ein Spelzgetreide und muß deshalb geschält
werden. Da der Keim aber nach dem Entspelzen noch vorhanden ist, gilt es immer noch als
Vollkorn.
Weil es so viele verschiedene Hirsesorten gibt und weil sie auch in völlig
unterschiedlichen Böden Böden und Klimazonen wächst, sind auch die Inhaltsstoffe
unterschiedlich. Der Eiweißgehalt schwankt zwischen 5 und 15%. Da dem Hirseeiweiß auch
einige Aminosäuren fehlen, ist es allein nicht vollwertig. Durch Nahrungskombinationen
mit Gemüsen, Milch und Eiern kann dieses aber ausgeglichen werden.
In ihrem Fettgehalt von 3 bis 4% liegt die Hirse nach Amaranth, Quinoa und Hafer am
höchsten. Im Keim befindet sich das meiste Fett. Die Fettsäuren sind über 50%
ungesättigt, wobei die Linolsäure überwiegt. Hirse ist reich an Lezithin.
Herausragend ist ihr Anteil an Eisen mit 9 mg, der nur noch von Amaranth erreicht wird.
Weit herausragend aus allen Getreidearten ist aber der Reichtum der Hirse an Kieselsäure.
Man sagt der Hirse deshalb auch nach, daß sie unser gesamtes Stützgewebe stärkt,
Knochen, Knorpel, Bindegewebe und auch die Haut. In Schleimhäuten und Zellgeweben, in den
Umhüllungen unserer Organe, auch um Blutgefäße und um Nervengewebe, sorgt die
Kieselsäure für Elastizität, Biegsamkeit und Widerstandskraft. Kieselsäure ist auch
unentbehrlich im Stoffwechsel, sie sorgt für Nachschub an Hormonen, reguliert den
Wasserhaushalt mit und ist am Austausch der Nährstoffe mit beteiligt.
Wie bei vielen Rohgetreiden, ist auch Hirse sehr phytinreich. Phythinsäure bindet z. B.
Kalzium, Zink und Eisen. Dadurch stehen dem Menschen diese Mineralstoffe nicht zur
Verfügung. Durch Einweichen, Keimen oder Erhitzen (Kochen, Backen) wird diese
negative Wirkung aber aufgehoben.
Die Verdauung und Resorption beim Verzehr roher Hirse ist ausgesprochen schlecht, weil sie
(ähnlich wie rohes Soja), einen Trypsin-Hemmer enthält, der die Bauchspeicheldrüse an
ihrer Enzymtätigkeit hindert. Wird die Hirse aber gekocht, gibt es keine Probleme mehr.
Unsere Speisehirse ist die Rispenhirse. Sie ist eine 0,5 bis 1,5 m hohe Pflanze mit einer
herabhängenden Rispe, an der einblütige "Ähren" sitzen. Die bespelzten
eiförmigen Körner messen 2 bis 3 mm im Durchmesser und sind weiß, gelblich oder grün
gefärbt. Diese Hirse ist eine anspruchslose Getreidepflanze, die auf ärmsten Böden
gedeiht und auch gegen Trockenheit und sogar Dürre gefeit ist. Da die Hirsesamen in der
Rispe nacheinander reifen, ist sowohl die Bestimmung des Erntezeitpunktes
als auch die Ernte selbst erschwert. Nach gründlicher Reinigung der Rohhirse kommen die
Körner in die Schälmaschine und werden von der harten, unverdaulichen Schale befreit.
Ein Teil wird dann zu Flocken und Mehl weiterverarbeitet.
Die Negerhirse ist eine wichtige Breipflanze für die Ernährung vieler Menschen in u. a.
Afrika und Vorderindien. Sie ist aber ohne Handelsbedeutung. Die Sorghunhirse ist eine
weitverbreitet Brei-, Futter- und Industriepflanze. Die Kolbenhirse wird als Vogelfutter
verwendet.
Nicht nur wegen ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten ist es sinnvoll Hirse in den
wöchentlichen Speiseplan einzubauen. Sie macht nicht dick, hat einen köstlichen
Geschmack, reagiert im Körper alkalisch und hat eine leicht abführende Wirkung.
Da Hirse keinen Kleber (Gluten) enthält, ist sie für Getreide-Allergiker geeignet. |
Nährwertangabe für je 100 g verzehrbarer
Anteil (Hirse, entspelzt)
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Energie |
kcal |
354 |
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kJoule |
1479 |
Inhaltsstoffe |
Eiweiß |
10,60 g |
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Fett, gesamt |
3,90 g |
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Fett, muFs |
1,90 g |
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Kohlenhydrate, verwertbar |
69,00 g |
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Ballaststoffe |
3,80 g |
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Wasser |
12,50 g |
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Cholesterin |
(0) mg |
Mineralstoffe |
Natrium |
3,00 mg |
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Kalium |
150,00 mg |
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Calcium |
20,00 mg |
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Phosphor |
310,00 mg |
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Magnesium |
170,00 mg |
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Eisen |
9,00 mg |
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Fluor |
0,04 mg |
Vitamine |
A |
0,00 µg |
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E |
0,40 mg |
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B1 |
0,26 mg |
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B2 |
0,14 mg |
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Niacin |
1,80 mg |
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B6 |
0,52 mg |
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C |
0,00 mg |
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Erklärungen:
+ = in Spuren, (0) = praktisch nicht
vorhanden, * = keine Daten, muFs = mehrfach
ungesättigte Fettsäuren
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Kurzübersicht Hirse
Ausfuhrländer: USA, Afrika
Geschmack: süßlich
Angebot: Geschält, Flocken, Mehl
Erntezeit: September
Neue Ernte verfügbar ab: Oktober
Verwendung: Brei, viele Hirsegerichte (Hirsotto),
Aufläufe |
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